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Digital trifft analog in der Schreinerlehrwerkstatt

Seit dem Frühjahr 2019 sind in der Schreinerlehrwerkstatt Von der Heydt vermehrt digitale Techniken im Einsatz – dank eines 90-prozentigen Investitionszuschusses des Bundesinstitutes für Berufsbildung.

Neuzeitliche Oberflächentechniken – so ist der Unterweisungsplan für den überbetrieblichen Lehrgang im dritten Ausbildungsjahr betitelt. Alle Auszubildenden des saarländischen Schreinerhandwerks absolvieren diesen zweiwöchigen Kurs. Dabei geht es um das Erstellen von Furnier- und Intarsienarbeiten sowie eine zeitgemäße Oberflächenveredlung mit unterschiedlichsten Beschichtungsmaterialien oder Auftragstechniken. Holzoberflächen werden entsprechend vorbereitet und mit Lacken, Beizen, Ölen oder sonstigen Färbemitteln behandelt. „Bisher stand die rein manuelle Behandlung der Oberflächen im Vordergrund“, erklärt der zuständige Ausbildungsmeister David Hartmann, der sich sehr erfreut darüber zeigt, dass einige neue und innovative Technologien in der Unterweisung Einzug gehalten haben. Für Vorstand und Geschäftsführung von Innung und Verband ist dies eine weitere wichtige Wegmarke in die Zukunft eines modernen Ausbildungszentrums. Eine Vorreiterrolle wurde bereits mit der Anschaffung eines CNC-Bearbeitungszentrums und der Einführung eines CNC-Grundlehrganges für die Auszubildenden eingenommen. Für den 31-jährigen Ausbilder war die Einführung der Lasertechnologie mit Gravur- und Schneidlaser, die Anschaffung von drei 3-D-Druckern und die Ausstattung mit einem Schneid- und Folienplotter ein richtungsweisender Anlass, das bisherige Übungsprogramm zu überarbeiten und zu ergänzen.

Wie kann man dies besser umsetzen, als an einem kleinen Werkstück, das die Lehrgangsteilnehmer dann mit Stolz im Ausbildungsbetrieb oder der Familie vorzeigen können. So wurde eine kleine Schatulle für ein Backgammon- Spiel konzipiert, die all die herkömmlichen und zukünftigen Arbeitsweisen beinhaltet. Beginnend mit dem Zuschnitt einer rohen Spanplatte werden zunächst Massivholzkanten aufgeleimt und die Teile auf der Breitbandschleifmaschine kalibriert. Diese Möglichkeit des exakten Schleifens, die heute in den modernen Schreinerbetrieben zu finden ist, wurde schon vor einigen Jahren im Rahmen eines Investitionsprogramms in das Ausbildungsprogramm integriert.

Nach den manuellen Furnierarbeiten und anschließenden Fräsarbeiten entsteht ein auf Gehrung zugeschnittener Korpus, der innen gewachst wird. Boden und Deckel der Schatulle bestehen aus Pappel-Sperrholz, das mit dem Laser formatiert wurde. Das innere Furniermuster zum Backgammonspiel wird nun mit Hilfe des Schneidlasers genau auf das erforderliche Maß und Muster gebracht. Das Furnierbild des äußeren Bodens wird mit Hilfe des Furniermessers oder der Furniersäge erstellt. Die Außenseite des Deckels wird wiederum mit dem Laser „graviert“. Das Motiv ist dabei von jedem Lehrgangsteilnehmer frei wählbar.

Nun kommt der neue 3-D-Drucker zum Einsatz. Denn mit Hilfe dieses neuen Fertigungsverfahrens werden die benötigten kleinen Lappenbänder und das Verschlussteil aus PLA-Kunststoff produziert. Nach dem Einlassen der Beschläge erfolgt der Endschliff und die Endlackierung. Auch die kleinen Spielsteine zum Backgammon-Spiel werden mit dem 3-D-Drucker hergestellt, die wie Lego-Steine ineinander stapelbar sind. So entsteht über zehn Lehrgangstage parallel zu dem vorgegebenen Programm ein Werkstück als Vorzeigeobjekt, das alle Komponenten einer heute modernen Möbelproduktion beinhaltet. Ebenso können die Auszubildenden mit Hilfe des 3-D-Druckers eigene Ideen zur Herstellung von Schachfiguren entwickeln, denn manuell wird auch ein Schachbrett furniert.

Zu den Neuinvestitionen der Lehrwerkstatt zählt auch ein Schneid- und Folienplotter. Dieser findet ebenfalls rege Nutzung im Oberflächenlehrgang. Hier werden für verschiedene Lackierarbeiten Folienschablonen geschnitten. Anhand von Musterplatten mit unterschiedlichen Furnierarten, von den Auszubildenden selbst mitgebracht, werden die vielfältigen Möglichkeiten der Oberflächenbehandlung gezeigt. Mittels einer Andruckrolle wird die Folie auf die grundierte Holzmusterplatte aufgebracht. Das Motiv, das traditionelle Schreinerlogo mit Hobel, Winkel und Zirkel, wir in einem Farbverlauf lackiert. Nach einer kurzen Trocknung wird die Schablonenfolie abgenommen. Es erfolgt eine Endlackierung mit Klarlack, verbunden mit einem zusätzlichen Metalleffekt.

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